Bundesinitiative „Musik und Demenz“ gegründet
16. September 2022

Pressekontakt

Thomas Prisching

Geschäftsführer
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In einem gemeinsamen Schulterschluss haben der Deutsche Musikrat (DMR), die Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft (DMtG) und die Deutsche Gesellschaft für Musikgeragogik (DGfMG) die Bundesinitiative „Musik und Demenz“ auf den Weg gebracht. Deren Ziel ist es, in ganz Deutschland bedarfsgerechte musiktherapeutische, musik-geragogische und musikalisch-künstlerische Angebote für Menschen mit demenziellen Veränderungen nachhaltig sicherzustellen. Dazu soll ein Fonds errichtet werden, der für diesen Zweck bestimmte Mittel sammelt und zur Finan-zierung von entsprechenden Aktivitäten und Projekten sowie Forschungsvorhaben zur Verfügung stellt. Zudem soll der Aufbau von Strukturen gefördert werden, die gewährleisten, dass entsprechende Angebote flächendeckend zur Verfügung stehen. Die Bundesinitiative „Musik und Demenz“ sucht die Kooperation mit weiteren Organisationen und Partnern, die gleichgerichtete Ziele verfolgen. Sie versteht ihre Arbeit als konkreten Beitrag zur Umsetzung der Nationalen Demenzstrategie.

Im Rahmen eines Festaktes am 16. September – in Verbindung mit der vom Landesmusikrat Hamburg veranstalteten, bundesweiten Fachtagung „Musik und Demenz“ 2022 am 16./17. September – haben der Generalsekretär des Deut-schen Musikrates (DMR), Prof. Christian Höppner, der Vorsitzende der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft (DMtG), Prof. Dr. Lutz Neugebauer, und der stellv. Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Musikgeragogik (DGfMG), Prof. Dr. Theo Hartogh, einen Letter of Intent unterzeichnet. Darin verpflichten sich die mit Bezug auf Musik in diesem Zusammenhang relevanten Dachorganisationen auf Bundesebene, die Entwicklung des bundesweiten Fonds bis zum Beschluss einer endgültigen Rechtsform und Trägerschaft der Bundesinitiative zu betreiben.

Neben der Vertreterin des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg, Staatsrätin für Gesundheit Melanie Schlotz-hauer, und der per Video zugeschalteten stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses für Gesundheit des Deut-schen Bundestages, Dr. Kirsten Kappert-Gonther, begrüßte Kulturstaatsministerin Claudia Roth per Grußschreiben den Start der Bundesinitiative „Musik und Demenz“. Die Vertreter*innen aus Politik und Verbänden waren sich einig: Der gesellschaftlichen und individuellen Herausforderung Demenz kann nur mit einem integrativen, multiperspektivischen und interdisziplinären Ansatz begegnet werden. Und Musik kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. „Mit Musik können wir einen Anker werfen in die Vergangenheit, in die Biographie, in das Menschsein“, so Staatsrätin Melanie Schlotzhauer. Die hier liegenden Ressourcen sind nach ihrer Überzeugung allerdings noch nicht gehoben.

Dr. Kirsten Kappert-Gonther wies darauf hin, dass man im Ausland, teilweise deutlich weiter sei als in Deutschland, was die Anerkennung künstlerischer Therapien als Regelleistungen im Gesundheitswesen oder Bestandteil medizinischer Leitlinien betrifft. Investitionen in Maßnahmen zur Stärkung der seelischen Gesundheit und Resilienz seien gerade an-gesichts sich überlappender Krisen nicht weniger wichtig als Investitionen in den Klimaschutz.

Prof. Christian Höppner betonte: „Demenz kennt keine Grenzen. Die Initiative verbindet die Ressorts Gesundheit, So-ziales und Kultur. Es ist keine Frage der Beweislage mehr (gute Forschung gibt es), sondern eine Umsetzungsfrage, in der die Politik eine entscheidende Rolle spielt“. „Es geht in gleicher Weise um den Bereich der sozialen und kulturellen Teilhabe wie um den Bereich der gesundheitlichen Prävention und der therapeutischen Versorgung“, so Prof. Dr. Lutz Neugebauer. Angesichts des zögerlichen Agierens von Politik und Kostenträgern erkannte dieser in der Gründung der Initiative einen „Akt der Selbstermächtigung“.

Vertreter der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, der Aktion Demenz e.V. und weiterer Organisationen werteten die Gründung als wichtigen Schritt zur Bewältigung der Herausforderungen unserer alternden Gesellschaft. Dadurch wür-den nicht nur Potenziale und Relevanz von Musik in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen im Blick auf die Stärkung der kulturellen und sozialen Teilhabe von Menschen mit Demenz sowie die Prävention und Therapie von Demenz und anderen altersassoziierten neurodegenerativen Erkrankungen gegenüber Öffentlichkeit und Politik nachdrücklich zur Geltung gebracht. Zugleich würde ein ambitionierter Schritt unternommen, die sich damit eröffnenden Handlungsopti-onen zu Gunsten der stetig zunehmenden Zahl von Demenz betroffener Menschen in unserer älter werdenden Gesell-schaft auch umzusetzen.

Prof. Dr. Ulrich Thiem, Chefarzt des Zentrums für Altersmedizin am Hamburger Albertinen-Krankenhaus und Profes-sor für Geriatrie und Gerontologie an der Universität Hamburg, sowie Prof. Dr. Thomas Wosch, Professor für Musik-therapie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, begrüßten, dass die Bundesinitia-tive „Musik und Demenz“ auch die einschlägige Forschung in den Blick nehmen und fördern wolle.

Die Koordination der künftigen Aktivitäten der Bundesinitiative „Musik und Demenz“ liegt vorerst weiterhin beim Lan-desmusikrat Hamburg. Dieser hat in Aufnahme von Impulsen der von ihm veranstalteten Fachtagung „Musik und Demenz“ 2019 die Entwicklung der Bundesinitiative „Musik und Demenz“ maßgeblich vorangetrieben. Die konzeptio-nelle Arbeit lag in den Händen eines dafür eingesetzten interdisziplinären Initiativkreises aus Expert*innen mit ein-schlägiger wissenschaftlicher, praktischer und verbandlicher Expertise.

Näheres zur Bundesinitiative „Musik und Demenz“ kann dem Grundlagenpapier entnommen werden, das auf der Homepage www.musik-und-demenz.de zum Download zur Verfügung steht.