Stellungnahme zum Opern-neubau am baakenhöft
29. Oktober 2025

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Dana Anderle

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Der Senat hat der Hamburgischen Bürgerschaft einen Antrag zur Zustimmung vorgelegt, das von Kent Nagano initiierte Geschenk des Mäzens Klaus-Michael Kühne – den Bau eines neuen Opernhauses am Baakenhöft – anzunehmen. Der Landesmusikrat Hamburg begrüßt diesen Schritt und erkennt darin eine große Chance für das kulturelle Leben der Stadt. 

Hamburg braucht ein neues modernes Opernhaus. Seit 1678 ist das Opernhaus ein Kristallisationspunkt der Musik und der kulturellen Identität Hamburgs. Diese wandelt sich stetig, doch das Opernhaus bleibt ein zentraler Ort, an dem Traditionen erhalten werden und immer wieder Neues entwickelt wird. Das bestehende Haus genügt inzwischen jedoch weder modernen Anforderungen an Spielbetrieb, Arbeits- und Veranstaltungssicherheit noch den Standards des Arbeits- und Brandschutzes. Eine Schließung in naher Zukunft ist absehbar.  

Im Vergleich zu den vereinbarten Kosten für den Neubau am Baakenhöft würde eine Generalsanierung des alten Opernhauses der Stadt erhebliche Mehrkosten verursachen. Zudem würde eine Generalsanierung eine mehrjährige Schließung des Hauses, eine schmerzhafte Sitzplatzreduzierung, u. a. Wegfall vorderer Parkettreihen durch eine notwendige Vergrößerung des Orchestergrabens, und erhebliche künstlerische und technische Einschränkungen in schwer erreichbaren Provisorien bedeuten. Selbst wenn dabei ein Aufbau neuer Publikumssegmente gelänge, würde dieser die Verluste kaum kompensieren. Zudem wären Stellenstreichungen bei den rund 850 Beschäftigten der Staatsoper zu befürchten. 

Der Landesmusikrat betont, dass ein neues Opernhaus im Geiste des Mottos „Oper für Alle“ arbeiten muss: traditionsbewusst, aber innovativ, offen für gesellschaftliche Entwicklungen, kulturell vielfältig und mit starkem kulturpädagogischem Anspruch für alle Generationen. 

Zugleich weist er darauf hin, dass die für Vorhaben dieser Größenordnung erforderliche Vorplanung („Phase 0“) bisher in Bezug auf die Einbeziehung der musikalischen Szenen Hamburgs (Staatsoper, freie Szene, HfMT)  nicht ausreichend erfolgt ist: die öffentliche Diskussion einer klaren künstlerischen Vision und Mission als Grundlage für die Planung des neuen Opernhauses.

Angesichts der kolonialen Vergangenheit des Baakenhafens fordert der Landesmusikrat ein Konzept zum angemessenen Gedenken an die von dort ausgegangenen Verbrechen. Die historische Bedeutung des Ortes steht einem Neubau nicht entgegen, sofern damit ein verantwortungsvoller Umgang erfolgt. 

Auch die NS-Verstrickungen der Firma Kühne + Nagel, zu denen sich das Unternehmen 2015 bekannt hat, dürfen nicht ausgeblendet werden. Kultur hat die Aufgabe, auch dunkle Kapitel der Geschichte sichtbar und erfahrbar zu machen. Der Landesmusikrat Hamburg unterstützt daher die Pläne des Hamburger Senats und die Vereinbarungen mit dem Stifter. Der Landesmusikrat erwartet, dass die in den Beschlüssen getroffenen finanziellen Festlegungen eingehalten und die Aufwendungen für das neue Opernhaus nicht zu Lasten anderer kultureller Bereiche gehen.